31. Mai
Ich gehe heute nicht direkt auf dem AT, sondern über den Virginia Creeper Trail, der in einigen Meilen auf den AT trifft. Das war mal eine alte Bahnlinie und ist jetzt ein Fahrradweg, am Fluss entlang mit vielen Brücken. Er soll schöner sein und auf jeden Fall einfacher ;)
10:45 Uhr
Erste Snack-Pause, hab aber schon angehalten, um den Kaffee loszuwerden und hab eine Lorano genommen. Die Allergie macht sich hier auch bemerkbar.
Ich bin gegen 7:00 aufgestanden, habe gefrühstückt und gepackt und 8:45 los. Ich schleppe wieder viel frisches Zeug mit, Blaubeeren, Apfel, Banane, Tomaten, drei gekochte Eier ...
Mal sehen, wie viel ich durch den Creeper einspare, wie weit ich heute komme. Er ist ganz nett, anfangs dicht an der Straße, aber inzwischen gut im Wald und oft am Fluss. Und bisher ist nicht viel los hier, obwohl Sonntag ist.
12:30
Ich habe eine schöne Stelle für die Mittagspause gefunden, am Fluss :) Jetzt ist auch deutlich mehr los auf dem Trail, so etwa seit 11:00. Aber die meisten fahren in die andere Richtung, da geht es bergab, wenn auch nur wenig, die Steigung ist so gering, ich merke nicht mal, dass ich bergauf gehe.
14:00
Fast zurück auf dem AT, die sieben Brücken habe ich hinter mir, noch eine Biegung. Ich freue mich drauf, hier ist es doch zu voll und ich vermisse die white blazes ...
17:30
Ich war 16:00 Uhr am Shelter, erstmal alleine aber jetzt ist noch ein Pärchen da, das ich schon auf dem Weg nach Damascus getroffen habe. Ich mache meinen Kram und hole ich erstmal Wasser. Es ist schon recht viel zu tun immer.
Später haben wir alle am Tisch gekocht und uns auch ein bisschen unterhalten.
1. Juni
6:15
Neben mir wird gepackt, das höre ich, aber ich bin auch wach. War schon vor einer halben Stunde wach, aber bin nochmal eingeschlafen und habe etwas geträumt. Jetzt bin ich wieder dabei, mich aufzuraffen ;) Ich weiß ja, dass es nur der Moment jetzt ist und alles gut ist, wenn ich erstmal beim Aufstehen bin.
Ich bin 8:10 los, jetzt ist es 11:30 und ich bin auf einem grasbewachsenen second summit vom White Mountain. Herrliche Aussicht, herrliches Wetter! Und ich hab Hunger, vielleicht setzt jetzt der hiker hunger ein... Ich hatte Frühstück (sticky Mango Rice), ein Milky Way und ein paar Kaubonbon (starburst schmecken am besten!). Für Lunch ist es aber noch zu früh, nicht vor halb 1, besser halb 2. Das sind noch 1-2 Stunden. Mal schauen, wo ich da sein könnte.
13:30
Mittagspause 1 Meile vor Elk Garden, wo es eine Mülltonne gibt, in der ich meinen Abfall loswerden kann :) Lohnt sich also, vorher zu essen, dann können Tuna-, Oliven- und Peanutbutter-Verpackung gleich mit weg :)
Ich bin wieder im Märchenwald ;) Teilweise ging es über Steine, dann wieder einfach auf Waldboden entlang. Und es ist einfach mal total idyllisch. Gibt es Über-Idyllisierung? Wahrscheinlich nicht ... es ist ja eben einfach so, nicht kitschig nachgemacht sondern natürlich...
Fast 19:00 Uhr, die Sonne scheint und ich sitze auf einer Wiese rum und warte, dass mein Essen fertig wird. Ich habe den Eingang zu den Grayson Highlands erreicht, wo die wilden Ponies leben! Sie haben mich auch schon angemessen begrüßt ;) Sie lieben Salz und lecken allen Leuten den Schweiß von Armen und Beinen ...
20:30
Zelt steht und ich liege drin, an meiner Stelle. Es kamen noch eine ganze Menge Leute, vielleicht sind viele davon auch im Shelter. Ich hoffe, mein Ursack ist morgen noch in der Bärbox und wird nicht verwechselt oder geklaut. Aber ich habe keinen Grund, mir Sorgen zu machen, bisher ist sowas nicht passiert.
Ich merke, dass es schon ganz gut war, vor 19:00 am Ziel zu sein. Es zieht sich doch alles hin. Es ist noch hell, wahrscheinlich noch mindestens bis 21:00, da würde ich also auch noch alles schaffen, wenn ich 20:00 angekommen bin. Aber ich bin jetzt schon froh, dass ich hier liege ;)
2. Juni
6:30
Es ist sehr windig und auch bewölkt, von einem Sonnenaufgang ist nicht viel zu sehen. Die Nacht war recht kühl, ich hatte meinen Puffy an. Damit habe ich ganz gut geschlafen. Ich war auch wach, bin aber immer wieder eingeschlafen und hab Zeug geträumt.
10:40
Pause im Grayson Highlands NP, etwas weiter vor mir rennen zwei Ponys, Mama und Kind wie es aussieht. Ich bin 9:00 Uhr los, hab mich nicht beeilt, es drängt nichts. Muss nur knapp 12 Meilen bis zum übernächsten Shelter. Da kann ich gut jetzt Ponys gucken ;)
14:00
Ich sitze am Fluss und hänge die Beine ins Wasser :) Ich habe alle Zeit der Welt!
19:00
Ich bin die Einzige hier am Shelter und mache mein Essen. Das Zelt steht heute schon ;) Ja, ich bin dann wohl am langsamsten von allen, wenn niemand hier ist, den ich von gestern kenne ...
Ich habe in Ruhe meinen Kram gemacht. Ramen gegessen, auch wenn ich noch ein Mountain House Meal habe, was mehr wiegt. Aber ich hatte jetzt schon zwei hintereinander und morgen esse ich in der Sufi-Lodge, da ist zwischendurch Ramen mal ganz gut. Mit Kokosfett, das passt ziemlich gut dazu. Und zwei Scheiben Brot, die ich noch übrig hatte. Irgendwas festes muss dann schon auch noch dazu, es ist ja doch viel Brühe. Die zerbröselnden Cracker hätte ich doch behalten sollen, die wären dafür geeignet.
Ich hatte auch noch ein Milky Way 😌 und natürlich Hot chocolate.
Ich bin heute hier, so wie ich wollte. Weiter wäre ich aber auch nicht gegangen. Da hätte ich früher starten müssen und/oder weniger Pause machen. Aber es reicht mir auch, vom allgemeinen Befinden her. Dabei dachte ich, jetzt wären langsam mal 15-Mile-days dran...
Na vielleicht übermorgen, nach der Sufi-Lodge bis zum Partnership Shelter?
Kurz nach Mitternacht, Vollmond. Wind, mal ist der Mond zu sehen, mal nicht.
3. Juni
6:20
Eine recht stürmische Vollmond-Nacht mit nicht viel Schlaf. Bin mir nicht sicher, woran es lag: der helle Mond, die Geräusche, dass ich mich frage, was ich hier tue ... Aber jetzt zwitschert es wieder, pünktlich wie jeden Tag. Der Wind ist immer noch ziemlich stark. Ich freue mich aufs Frühstück. Essen ist immer gut.
10:45
Am Hurricane Shelter, 2.5 Stunden für 4.8 mi. Mein Magen hat wieder gegrummelt, ich bin recht zügig bergauf gelaufen und habe immer zwischendurch kurz gestoppt und hab einen Schluck Wasser getrunken. Das war vielleicht der Fehler, gleichzeitig laufen und trinken. Es ist besser, denke ich, wenn ich das in Ruhe bei einer Pause mache.
Jetzt wartet erstmal mein Shuttle zur Sufi-Lodge an der nächsten Straße und dann habe ich gut einen halben Tag zum Ausruhen.
Die Lodge war nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte. Die Besitzer sind sehr nett, keine Frage und haben mir auch ein bisschen was über Sufis erzählt. Aber das Haus ist nicht besonders schön, vielleicht wird das noch. Es war sauber und das Essen gut, gesünder als das typisch amerikanische Essen. Es gab auch „loaner clothes“, Sachen, die man zum Anziehen borgen kann, damit man alle eigenen Sachen in die Wäsche geben kann. Das ist ein super Service und sie hatten orange Kittel ;)
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