3.8. - 13.8.
Ich habe überlegt, wo mich Odie absetzen könnte in New Hampshire, aber hab mir dann gedacht, dass ich einfach schaue, wo er hinfährt und ab da laufe ich dann weiter. So kommt es, dass New Hampshire auch nur ein kurzes Kapitel ist, gerade mal 1.5 Tage. Aber dafür ist das mein letzter "Sprung". Jetzt kann ich den Rest des Trails in der Zeit schaffen, die ich noch habe! Und das ist super, ich muss mir keine Gedanken mehr machen, wie ich nochmal eine Mitfahrgelegenheit bekomme und kann mich jetzt voll aufs Laufen konzentrieren.
Wir sind nach Gorham ins Rattle River Hostel gefahren, das direkt am Trail liegt. Und dort habe ich Fonzie wiedergetroffen, den ich das letzte Mal gesehen habe, als er in die Smokies aufgebrochen ist, morgens, wenige Stunden, bevor der Nationalpark geschlossen wurde. In unserer Zeit in Franklin haben wir seine Posts auf Instagram verfolgt und gesehen, wie weit er schon gekommen war. Und nun saß er hier im Hostel wieder vor mir :) Es war eine ganze Gruppe, die schon seit einigen Tagen dort waren. Da ein Sturm für den nächsten Tag vorhergesagt war, habe ich dort auch einen Ruhetag eingelegt. Dabei habe ich endlich meine Matratze geflickt, zumindest einige der winzigen Löcher. Abends hat Wee Viking für alle gekocht, Chilisuppe mit vielen Zutaten, die man sich am Büffet noch dazu nehmen konnte. Sehr lecker! Einkauf und Wäsche habe ich auch erledigt und einen Plan gemacht, wie ich es bis Katahdin schaffen kann. Es ist schon wichtig, einen Überblick zu haben, wenn man eine Deadline hat wie ich. Die meisten anderen hatten es nicht eilig.
Dann ging es wieder auf den Trail. Ich dachte, ich hätte den schwierigsten Teil übersprungen. New Hampshire ist wirklich anspruchsvoll, aber eigentlich sind das die Presidentials und die Wildcats. An denen bin ich ja vorbeigefahren. Aber auch hier sind die Anstiege steil und felsig und ich habe die für 12 Meilen 13 Stunden gebraucht ... Mit Pausen, ja, aber die müssen ja auch sein und noch viel länger kann ich am Tag auch nicht laufen. Der nächste Tag hat mich dann an die Grenze zu Maine gebracht, dem letzten Bundesstaat. Das war ein schönes Gefühl, aber es ging genauso weiter wie am Tag zuvor. An einer Stelle musste ich den Rucksack absetzen, dann konnte ich meine Hände zu Hilfe nehmen und weiter klettern. Es war steil und ich hatte Sorge, dass mich das Rucksackgewicht nach unten zieht. Der Tag wurde dann zum härtesten bisher, ich war 20:30 am Shelter. Ich habe gerade so noch einen Platz für mein Zelt gefunden, ich hab nicht mal Zeltnägel benutzt, das hätte gar nicht gepasst. Abendessen war nicht mehr, Zähneputzen auch nicht, ich war so müde!
Und dann lese ich im Handbuch, dass am nächsten Tag "the hardest or most fun mile fo the AT" auf dem Plan steht, die Mahoosuc Notch! Es war eine Meile voller Felsen, über die man drüber oder drunter durch klettern musste. Es war wie ein Spiel, man hat die Markierung gesehen und dann musste man sich überlegen, wie man da hinkommt ;) Ich habe schnell kapiert, dass ich nicht weit kommen werde heute und habe sehr lange für diese Meile gebraucht. Aber da ich meinen Plan schon geändert hatte und keine 12 Meilen mehr schaffen wollte, hat es tatsächlich Spaß gemacht :) Danach kam auch noch ein berüchtigter Anstieg, der aber durch das "Training" in der notch gar nicht so schlimm war. Insgesamt habe ich 5 Meilen geschafft bis 19:00 Uhr ... aber ich war ordentlich geschafft. Es war schön, Zeit zum kochen und Zeltaufbauen zu haben.
Das Wetter war angenehmer in den letzten Tagen, morgens war es kühl, das war so schön nach der Hitze! Ich esse wieder warmes Oatmeal zum Frühstück und kuschle mich in meine Daunenjacke. Tagsüber wird es aber schön warm, so dass ich auch baden gehe in den wunderschönen Seen hier in Maine. Es gibt hier einfach alles, dichte Nadelwälder, einsame Seen und felsige Bergkuppen voller Blaubeeren. Ich freue mich sehr, dass ich es hierher geschafft habe und durch diese Landschaft laufen kann.
Comments
Post a Comment